Sextoy-Hersteller TENGA hat gerade seinen Lustreport 2019 veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine umfassende Studie zu den Themen Selbstbefriedigung, Sex und Wohlbefinden. Erfahre wie, warum und wann Deutsche masturbieren und was das mit Self-Care zu tun hat.
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TENGA Lustreport 2019
Durchgeführt hat den Report der Sexartikel-Hersteller TENGA aus Tokio zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut PSB. Dabei wurden über 10.000 Männer und Frauen zwischen 18 bis 54 Jahren aus neun Ländern über Masturbation befragt. Bei den Ländern handelt es sich um die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Japan, China, Taiwan und Südkorea.
Fast jeder hat schon mal onaniert
Auf die Frage „Hast du schon mal masturbiert?“ antworteten in Spanien 93 % und in Großbritannien 91 % mit „Ja“. In diesen beiden befragten Ländern wird damit am häufigsten selbst Hand angelegt. Danach folgt Deutschland – mit 89 % „Ja“-Stimmen masturbiert auch hier eine große Mehrheit. An letzter Stelle steht China, hier haben sich nur 73 % der Befragten schon einmal selbstbefriedigt.
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Self-Care bedeutet (auch) Masturbieren
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem TENGA Lustreport 2019 lautet: Selbstbefriedigung und Stressreduktion sind für die Deutschen eng miteinander verknüpft.
Für rund die Hälfte der Befragten gehört Masturbation fest zu ihrem Self-Care-Programm. Der Handjob wird als Aktivität zur Förderung des eigenen mentalen und physischen Wohlbefindens angesehen. 90 % der Probanden bemerken positive Auswirkungen auf ihre Stimmung, wenn sie onanieren.
Die These ist weit verbreitet, dass Menschen vor allem deshalb masturbieren würden, weil sie keinen Sexpartner haben. Laut dem Report ist das aber nur für 2 % der Deutschen der Grund. Neben der Befriedigung sexueller Bedürfnisse masturbieren sie vor allem, um dadurch zu Entspannen und Stress abzubauen.
In der Gewichtung verschiedener Methoden zur Stressreduktion landet bei den Deutschen das Hand anlegen auf Platz 6 – hinter Schlafen, Musik hören, Sex haben, heiß Baden und massiert werden. Anderen Stressabbau-Aktivitäten wie Sport machen, Lesen, Tee trinken, Meditieren oder Yoga ziehen sie die Selbstbefriedigung vor.
Wer in Deutschland am meisten masturbiert
In Deutschland onanieren Männer und Menschen, die sich als LGBTQ+ betrachten, mehr als andere Gruppen. 93 % der Vertreter beider Gruppen haben sich bereits selbstbefriedigt, während es bei den Frauen nur 85 % und bei Nicht-LGBTQ+ Menschen 88 % taten.
Männer und die jüngere Generation Z beginnen zudem etwas früher als die anderen Gruppen mit dem Masturbieren.
Frauen bevorzugen Selbstbefriedigung
Dieses Ergebnis wird den ein oder anderen Mann vielleicht schockieren: Die Mehrheit der befragten deutschen Frauen mag Onanieren mehr als Sex. Während 38 % von ihnen zu diesem Schluss kommt, bevorzugen nur 34 % Sex und 27 % finden beides gleich schön.
Bei den Männern dagegen hat die Studie etwas anderes ergeben: Ein Großteil von 45 % findet beides gleich gut. Immerhin 28 % der Männer bevorzugen Sex, währende nur 27 % Masturbieren schöner finden.
Die Ergebnisse lassen sich verschieden interpretieren. Einerseits könnten man zu dem Schluss kommen, dass Männer eher auf die Zweisamkeit beim Sex stehen als Frauen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Ursache in dem bekannten Umstand liegt, dass Frauen beim Sex seltener zum Orgasmus kommen als Männer. Die Selbstbefriedigung könnte von ihnen als besseres Mittel zum Erreichen des Höhepunkts angesehen werden.
Für die zweite Annahme spricht auch ein weiteres Ergebnis der Studie: Mit 52 % kommen über die Hälfte aller deutschen Teilnehmerinnen beim Masturbieren zum Orgasmus. 34 % der Damen gaben an, immerhin „meistens“ zu kommen.
Wie häufig wird weltweit Hand angelegt?
Bei der Häufigkeit des Onanierens gab es im TENGA Lustreport 2019 große Unterschiede zwischen den Ländern.
53 % der Deutschen befriedigen sich mindestens einmal pro Woche selbst – ähnlich wie die Spanier mit 54 %.
In Großbritannien legen mit 61 % und in den USA mit 60 % deutlich mehr Menschen mindestens einmal wöchentlich Hand an.
Bis auf Taiwan mit 51 % lag dieser Wert bei den übrigen Ländern unter 50 %.
Wann und wo die Deutschen onanieren
Ein paar Fun Facts enthält die Studie auch: Lust auf Selbstbefriedigung bekommen die Deutschen demnach am häufigsten im Monat Mai. Hier entfalten die sogenannten Frühlingsgefühle offenbar ihre Wirkung.
Zwischen 19:30 und 23:30 Uhr masturbieren die meisten Befragten. Den Akt vollziehen dabei sowohl Männer als auch Frauen am liebsten im eigenen Schlafzimmer. Weitere beliebte Orte sind das Badezimmer, das Wohnzimmer und die Dusche.
Die beliebtesten Hilfsmittel
Beim Masturbieren schauen die meisten deutschen Männer am liebsten Pornofilme. Bei Frauen kommt dieses Hilfsmittel erst an dritter Stelle, die Mehrheit von ihnen benutzt ihre eigene Fantasie oder verwendet einen Dildo.
Männer nutzen am zweithäufigsten ebenfalls ihre Fantasie, an dritter Stelle steht der Konsum von erotischen Bildern.
Während sie sich mit ihrem Geschlechtsorgan beschäftigen, denken die meisten Deutschen (48 %) an Erlebnisse mit ihrem Ex-Partner. Das sind knapp dreimal so viele wie diejenigen, die dabei an ihren aktuellen Partner denken (17 %).
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Vorteile durch die Nutzung von Sextoys
Auf die Frage, ob sie jemals ein Sexspielzeug zum Onanieren genutzt haben, antworteten 50 % der Männer und 67 % der Frauen mit „Ja“. Unter Menschen, die sich der LGBTQ + Gemeinschaft zugehörig fühlen, nutzten ganze 71 % bereits ein Toy bei der Selbstbefriedigung.
Sowohl die befragten Frauen als auch die Männer, welche ein Sextoy benutzen, berichten von mehr Zufriedenheit beim Sex und Masturbieren als solche, die keine Spielzeuge verwenden. Auch die Einschätzungen zur emotionalen Bindung zum Partner und der Zufriedenheit mit der eigenen sexuellen Leistung fielen bei Sextoy-Nutzern im Schnitt besser aus.
Masturbation in einer Beziehung
Onanieren die Deutschen auch alleine, obwohl sie in einer Partnerschaft leben? Mit Blick auf den TENGA Lustreport 2019 lässt sich dies zusammenfassend mit einem „Ja“ beantworten.
8 von 10 Männern und Frauen masturbieren demnach alleine, wenn sie in einer Beziehung sind. Nur 57 % gaben jedoch an, dass ihr Partner von diesen Vergnügungen weiß.
Dazu passt, dass lediglich 58 % der Männer und 56 % der Frauen mit ihrem Partner schonmal über Selbstbefriedigung gesprochen haben.
Doch ein Problem hätten damit wohl ohnehin nur die wenigsten: Für 76 % der befragten Männer und 74 % der Frauen wäre es in Ordnung, wenn ihr Partner selbst Hand anlegt. Als häufigsten Grund, warum die ganze Sache für sie okay ist, gaben beide Geschlechter an, dass Masturbation ein normaler Teil des Lebens sei.
Neben der allein praktizierten Selbstbefriedigung besteht natürlich auch die Option, dass man gemeinsam mit seinem Partner onaniert. 46 % der Männer und 55 % der Frauen haben diese Möglichkeit jedoch noch nie ausprobiert.
Deutsche onanieren nicht gerne
Im Vergleich mit den anderen befragten Ländern steht das Masturbieren in Deutschland nicht so hoch im Kurs. Während der Solosex bei fast allen unter den Top 5 Freizeitaktivitäten landet, rangiert er in Deutschland nur auf Platz 10.
Sex mit einem Partner ist dagegen deutlich beliebter und landet auf Position 2. In Großbritannien, den USA, Spanien, Frankreich, China und Südkorea belegt diese Beschäftigung sogar Platz 1 der beliebtesten Freizeitaktivitäten.
Sexperformance kann Druck schaffen
Eine weitere interessanter Erkenntnis aus der Studie von TENGA: 4 von 10 Deutschen verspürten schonmal Druck, sexuell gut zu performen.
Bei den Männern dreht sich die Angst vor allem um das Hinauszögern ihres Orgasmus. Frauen sorgen sich dagegen vor allem darum, erregt zu bleiben und bestimmte Sexpraktiken auszuführen.
In diesem Zusammenhang lässt sich die Masturbation als Hilfsmittel zur Angstbewältigung interpretieren: Viele Masturbationstechniken und -übungen für Männer zielen darauf ab, dass sie ihre Ejakulation besser kontrollieren können. Auch Frauen können bei der Selbstbefriedigung in aller Ruhe ihren Körper erkunden und bestimmte Szenarien durchspielen.
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Bleibt Masturbation ein Tabu-Thema?
Deutschland scheint offener zu werden, wenn es um das Thema Selbstbefriedigung geht: Im Vergleich zum Jahr 2018 haben in 2019 in allen demographischen Gruppen weniger Menschen mit „Ich rede nie über Masturbation“ geantwortet. Stattdessen antworteten mehr Befragte, dass sie oft oder immerhin selten darüber sprechen.
Die Generation Z äußert zudem ein starkes Bedürfnis, mit Freunden über das Onanieren sprechen zu können.
Mit Blick auf die Nutzung von Sexspielzeug ist ebenfalls ein Trend erkennbar. Unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Generation nutzen die Befragten mehr Toys in 2019 als in 2018. Außerdem stehen sie dem Gedanken, sich einen Dildo oder ähnliches zuzulegen, offener gegenüber als noch im Vorjahr.
Insgesamt scheinen Hand anlegen und Erotikspielzeug noch ein Tabu für die Mehrheit der Gesellschaft zu sein. Wenn es um Self-Care geht ist immer noch vorrangig die Rede von Yoga, Gesichtsmasken und Co.
Wie der Lustreport zeigt, sind aber Tendenzen erkennbar, dass mehr über das Vergnügen mit dem eignen Körper gesprochen wird. Und das ist gut so: Sexuelle Lust ist einer der besten Wege für Self-Care und Stressabbau – und daran muss niemandem etwas peinlich sein.
Es ist eine Art Lebenseinstellung, über eine der natürlichsten Formen der Selbstliebe offen zu sprechen. Hierzu passt, dass 88 % der Deutschen, die mit ihrem Partner über Selbstbefriedigung gesprochen haben, das Gespräch ermutigend empfanden.
Auch mit Sextoys ist ein offenerer Umgang wünschenswert, schließlich war eines der Ergebnisse der Studie, dass Sextoy-Nutzer insgesamt zufriedener beim Masturbieren sind.