Umfrage: Deutsche sind in Zeiten von Corona enthaltsamer

Wie wirkt sich Corona auf die zwischenmenschliche Intimität aus? Haben die Deutschen mehr oder weniger Sex? Und welche Risiken birgt das Liebesspiel zurzeit? Joyclub.de hat eine Umfrage unter den Mitgliedern durchgeführt und eine Expertin befragt.

Lies auch: 10 Erotik-Tipps gegen Langeweile während der Corona-Krise 

Deutsche sind enthaltsamer – nur nicht die junge Generation

Die Corona-Krise hat deutschlandweit Unordnung in alle Lebensbereiche gebracht – intime Zweisamkeit und Sex bilden da keine Ausnahme. Was genau sich im Liebesleben der Menschen verändert hat, hat die Erotikcommunity Joyclub in einer Umfrage unter 1.000 der insgesamt 3,5 Millionen Mitglieder untersucht.

Corona-Sex-Grafik2

Ergebnis: Viele Deutsche sind deutlich enthaltsamer als in Zeiten vor Corona. Von den Männern geben auf die Frage nach der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs 38,5 Prozent an, nach Ausbruch der Krise weniger oder gar keinen Sex mehr zu haben. Von den Frauen sind es sogar 50,5 Prozent. Für viele verkommt zwischenmenschliche Intimität zurzeit also zur absoluten Nebensache. 21,4 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen, dass sie unter den aktuellen Umständen keinen Gedanken an Erotik, Sinnlichkeit und Sex verschwenden wollen. Gerade einmal 8,4 Prozent lenken sich mit Sex von der misslichen Lage ab.

Die junge Generation scheint hingegen trotz Corona nicht auf Sex verzichten zu wollen. Von den 18- bis 25-jährigen geben ganze 75,5 Prozent an, dass die Pandemie ihre sexuelle Aktivität nicht beeinflusst.

Lies auch: Corona und Sex: Alles was du wissen musst!

Expertin empfiehlt Kuss-Verzicht

Was die Deutschen wohl am brennendsten interessiert: Wie hoch ist beim Geschlechtsverkehr die Ansteckungsgefahr mit Corona? Joyclub hat mit Dr. Carla Pohlink gesprochen. Die Sexualtherapeutin erklärt: „Der Erreger ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht im Sperma des Mannes oder in den Schleimhäuten der Vagina, sondern nur im Nasen-Rachen-Bereich einer infizierten Person. Von dort wiederum kann der Erreger über Tröpfchen- oder Schmierinfektion in den Nasen-Rachen-Bereich gelangen.“ Sie ergänzt: „Vor allem Küssen birgt die Gefahr der unmittelbaren Übertragung.“

Die Expertin rät also, auf Küssen zu verzichten. Oralsex ist weiterhin erlaubt. Aber beherzigen das die Deutschen? Laut den Umfrageergebnissen von Joyclub gestalten gerade einmal 14,4 Prozent ihr Liebesspiel so, dass die Gesichter nicht zu nahe beieinander sind. Lecktücher o.ä., um sich zu schützen, nutzen sogar nur 3 Prozent.

Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass es auch für den Geschlechtsverkehr Möglichkeiten gibt, das Risiko einer Corona-Infektion zu minimieren. Mit 82,5 Prozent ist die Mehrheit der Meinung, dass es keinen Schutz vor dem Virus gibt, sobald man intim geworden ist.

Und wie sieht es mit der Desinfektion des Intimbereichs aus? Schützt das vor einer Ansteckung? Dr. Carla Pohlink warnt eindringlich davor, Desinfektionsmittel an Vagina oder Penis zu verwenden. Insbesondere Frauen, die ihre Vagina desinfizieren, würden damit erhebliche gesundheitliche Risiken eingehen. Die natürliche Milchsäurebarriere der Scheide würde nämlich zerstört werden.

Beim Sex mit Kondom wäre der Einsatz eines Desinfektionsmittels ebenfalls eine schlechte Idee, da es dessen Oberfläche porös machen würde.

Im Video: Kann ich mich beim Sex mit dem Coronavirus anstecken? – Mit Dr. med. Carla Pohlink