Online-Dating ist gesellschaftlich inzwischen akzeptiert – und weit verbreitet. Doch die Suchinteressen unterscheiden sich teils erheblich. Eine Expertin des Casual-Dating-Portals Secret.de klärt auf, welche Sex-Beziehungsmodelle besonders beliebt sind und wie sie funktionieren.
Sex-Beziehungsmodelle laden zum Experimentieren ein
Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung davon, wie die perfekte Beziehung aussieht. Der eine sehnt sich nach einer festen Partnerschaft, der andere nach wechselnden Sexkontakten und One Night Stands – und wieder ein anderer bevorzugt eine Affäre oder Freundschaft plus. Der Facettenreichtum an unterschiedlichen Beziehungsmodellen ist groß und dank des Online-Datings ist es nicht schwer, Gleichgesinnte kennenzulernen.
Andrea Bräu, Expertin des Datingportals Secret.de, kennt sich mit Beziehungsmodellen aus. Sie empfiehlt, zu sich selbst und anderen ehrlich zu sein, da man nur so finde, was man sucht. Online Dating sei die ideale Möglichkeit zum Experimentieren, wenn man sich an diesen Grundsatz halte. So könne man sich selbst nämlich besser kennenlernen und herausfinden, welche Art der Beziehung einem am meisten liegt.
1) One Night Stand: Unverbindliches Sextreffen ohne Liebe oder Zuneigung
Der One Night Stand (kurz: ONS) ist der Klassiker unter den unverbindlichen auf reinen Sex ausgerichteten Beziehungsmodellen. Man lernt eine als körperlich attraktiv empfundene Person kennen, bespricht ohne großes Drumherum-Gerede Rahmenbedingungen (Datum, Uhrzeit, Ort etc.) und trifft sich schlussendlich für ein aufregendes Sexdate. Liebe oder echte Zuneigung spielen dabei keine Rolle. Es geht einzig und allein um das Ausleben sexueller Bedürfnisse.
Bräu verrät: „Die meisten lassen sich mit falschen Vorstellungen darauf ein, weil sie sich selbst gegenüber nicht ehrlich sind und doch heimlich auf mehr hoffen. Viele wollen sich so auch Bestätigung holen und bekommen sie nicht, dann sitzen sie hinterher zu Zuhause und sind traurig oder sauer, weil sich der andere an die Vereinbarung gehalten hat und nicht mehr anruft.“ Sie fügt hinzu: „Kann ich mir mit dem Anderen aber mehr vorstellen, sollte ich in jedem Fall einen Gang runterschalten und mich lieber erst zu einem zweiten Date verabreden und offen darüber sprechen. Sonst ist die Enttäuschung vorprogrammiert.“
Dennoch sei es nicht ausgeschlossen, dass sich aus einem ONS mehr entwickelt. Die Regel sei das jedoch nicht. Deshalb wäre es falsch, mit einer solchen Erwartung in ein Sexdate hineinzugehen.
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2) Affäre: Regelmäßige Sextreffen, aber nicht mehr
Mit jemandem regelmäßig die eigenen sexuellen Bedürfnisse auszuleben, ohne an Liebe interessiert zu sein: Das ist die Ausgangssituation für eine Affäre. Nicht zu verwechseln mit einem Seitensprung. Denn: Ein Seitensprung setzt eine feste Partnerschaft voraus, in der einer der Beteiligten fremdgeht. Eine Affäre oder Sexbeziehung kann es jedoch auch zwischen Singles geben.
Laut Andrea Bräu liege der Fokus bei diesem Sex-Beziehungsmodell so sehr auf reiner Erotik, dass nicht einmal gemeinsame Abendessen oder gar Kinobesuche in Betracht gezogen werden. Die Beteiligten treffen sich ausschließlich für Sex – und zwar regelmäßig -, gehen nach ihren amourösen Aktivitäten jedoch sofort wieder getrennte Wege.
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3) Offene Beziehung: Sex mit anderen ist erlaubt
Trotz fester Partnerschaft ist Sex mit anderen erlaubt: Bei diesem Modell spricht man von einer offenen Beziehung. Die Situation ist hier meist folgende: Beide Partner lieben sich, haben aber seit längerem schon kein erfülltes gemeinsames Sexleben mehr. Grund dafür ist oft der stressige Alltag aus Arbeit, Haushalt und Kinderziehung.
Deshalb entschließt sich manch ein Paar zu einer offenen Beziehung, um entweder frischen Wind in das gemeinsame Sexleben zu bringen oder weil man unter der Bedingung, dass aus körperlicher Intimität nicht irgendwann Liebe wird, die Sexualität auslagert. Eine offene Beziehung ist sozusagen legitimiertes Fremdgehen. Nur dass es im eigentlichen Sinne kein Fremdgehen ist, weil der Partner weiß, dass man Sex mit anderen Personen hat.
Bräu weist darauf hin, dass für eine funktionierende offene Beziehung von beiden Partnern bestimmte Regeln zu befolgen seien. „Wie in jeder guten Beziehung sind Ehrlichkeit und Vertrauen die Basis für das Gelingen. Die Kommunikation sollte offen bleiben, Absprachen müssen angepasst werden dürfen. Denn nicht selten treffen wir eine Entscheidung rational und hinterher kommen uns unsere Gefühle in die Quere“, erklärt sie.
4) Freundschaft plus: Sexbeziehung mit gutem Freund
Spätestens seit Filmen wie „Freundschaft Plus“ oder „Freunde mit gewissen Vorzügen“ ist die Beziehungsform der Freundschaft plus gesellschaftlich anerkannt. Mit der Wortneuschöpfung „Mingles“, eine Mischung aus dem englischen Begriff „mixed“ und „Singles“, gibt es sogar schon eine Bezeichnung für Beteiligte einer solchen Konstellation.
Aber was genau ist eigentlich eine Freundschaft plus? In wenigen Worten: Eine Zwischenstufe von Liebe und Sexbeziehung. Zwar sind die Beteiligten nicht ineinander verliebt, dennoch sind sie an mehr interessiert als nur körperliche Intimität. Es besteht eine Art Freundschaft, in der Sex im Vordergrund steht, aber man auch gerne mal anderweitig miteinander Zeit verbringen möchte, zum Beispiel für einen Theater- oder Kinobesuch.
Laut Andrea Bräu eigne sich eine Freundschaft plus insbesondere für Personen, die keine Zeit für eine feste Partnerschaft haben, trotzdem aber eine über eine flüchtige Kurzgeschichte hinausgehende Intimität erleben wollen.
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5) Polyamorie: Spiritueller Zugang zu Liebe und Sex
Ein etwas ausgefalleneres Sex-Beziehungsmodell, auf das man eher selten stößt, ist das der Polyamorie. Der Zugang dazu ist meist spirituell – oder etwas abwertend formuliert esoterisch.
Wer in einer polyamourösen Beziehung lebt, fühlt sich zu mehr als einer Person hingezogen – nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch was die Liebe angeht.
Ein wesentliches Merkmal dieses Liebesmodells sei es laut Andrea Bräu, dass es weder Eifersucht noch Besitzdenken gebe.
Innerhalb einer polyamourösen Beziehung hat jeder mit jedem Sex, ohne dass einer der Beteiligten ein Problem damit hat. „Dieses Liebes- und Lebensmodell, bei dem eine Person mehrere Partner liebt, muss von ganz innen heraus kommen und für alle Beteiligten in Ordnung sein. Sonst lassen auch hier die Konflikte nicht lange auf sich warten“, sagt die Secret.de-Expertin.
Ehrlichkeit und Kommunikation sind das A und O
Unabhängig vom bevorzugten Beziehungsmodell sei es für ein erfüllendes Miteinander wichtig, ehrlich zu kommunizieren und dem Partner offen mitzuteilen, was man will. Nur wenn keine Spielchen gespielt werden, sei ein respektvoller Umgang möglich.
Bräu fasst zusammen: „Begegnung schafft Nähe! Deshalb sollte man genau wissen, was man will – und sich auch so verhalten.“