Drei Porno-Portale könnten für Internetnutzer in Deutschland schon bald gesperrt sein. Grund: Ein zu geringer Jugendschutz. Die entsprechenden Behörden sind bereits aktiv geworden.
Jugendmedienschützer wollen Verbreitung von Pornhub & Co. stoppen
Viele Pornoseiten, sogenannte Tubes, stellen ihre nutzergenerierten Inhalte kostenlos im Internet zur Verfügung – ohne Zugriffsbeschränkungen. Das ruft nun Jugendmedienschützer auf den Plan. Genaugenommen die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), die mit Pornhub, YouPorn und MyDirtyHobby drei in Deutschland sehr beliebte Erwachsenen-Seiten ins Visier genommen hat. Ausgangspunkt dafür bildeten drei von der Landesmedienanstalt NRW geführte Verfahren gegen diese Pornoseiten, über die die KJM Anfang Juni nun entschieden hat.
Aber was wirft die Behörde den Porno-Portalen konkret vor? In erster Linie die fehlende Altersverifikation. Denn: Jeder kann auf die genannten Pornoseiten zugreifen, ohne vorher das eigene Alter bestätigen zu müssen. Für Jugendliche ist es somit problemlos möglich, derartige Angebote zu nutzen. Und das obwohl Pornografie in Deutschland per Gesetz erst ab 18 erlaubt ist. Das schreibt der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) vor. Dort heißt es in § 4 Abs. 2, dass pornographische Inhalte nur innerhalb einer geschlossenen Benutzergruppe für Erwachsene verbreitet werden dürfen.
Lies auch: Pornoseiten im Visier: NRW-Medienwächter machen ernst
Erste Maßnahmen bereits eingeleitet
Die KJM hat sich bereits mit Pornhub, YouPorn und MyDirtyHobby, die alle zum Luxemburger Porno-Unternehmen Mindgeek gehören, in Verbindung gesetzt und diesen ihre Beschlüsse zukommen lassen. Dabei kam erschwerend hinzu, dass die drei Seiten ihren Sitz nicht in Deutschland, sondern auf Zypern haben, was eine Zusammenarbeit mit der zypriotischen Medienaufsichtsbehörde erforderlich macht.
Die Tochterunternehmen haben bisher noch nicht reagiert. Wenn sich das weiterhin nicht ändert, könnte es seitens der Behörden zu Konsequenzen kommen. Marc Jan Eumann, Vorsitzender der KJM, erklärt: „Wenn es trotz der nun vorliegenden Beschlüsse der KJM weiterhin nicht gelingt, die Anbieter zu einer rechtskonformen Anpassung ihrer Angebote zu bewegen, ist die KJM bereit, den Weg weiterzugehen und alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel auszuschöpfen.“ Und weiter: „Dass Anbieter mit solch enormer Reichweite, die sich gezielt an deutsches Publikum richten, deutsches Recht trotz offenkundiger Gefährdung von Kindern und Jugendlichen ignorieren, ist nicht hinnehmbar.“
Pornoseiten droht die komplette Sperrung in Deutschland
Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW und Europabeauftragter der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, kritisiert, dass einige Porno-Unternehmen versuchen, die deutsche Rechtslage gezielt zu umgehen, indem sie ihren Sitz im Ausland einrichten. Dagegen müsse man entschieden vorgehen – auch innerhalb Europas.
Sollten Pornhub, Youporn und MyDirtyHobby nicht bald der KJM-Beschlüsse und den geltenden Jugendmedienschutzbestimmungen nachkommen, droht ihnen gar eine Websperre. Die Behörde würde die Internetprovider dann dazu auffordern, die drei Seiten für Nutzer aus Deutschland aus dem Netz zu nehmen.
Die Notwendigkeit zu einem solch strikten Vorgehen ergibt sich unter anderem daraus, dass Pornoseiten vermehrt auf Mobilgeräten genutzt werden, weniger auf dem PC. Durch andere technische Maßnahmen oder durch die Kontrolle der Eltern mehr Regulierung zu schaffen und erotische Inhalte von Jugendlichen fern zu halten, ist daher schwieriger denn je.