Auch der Kölner Sexklub „Pascha“ ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht verschont geblieben. Wegen zu hoher laufender Kosten musste der Traditionsschuppen nun dicht machen. Ein Schock fürs Rotlichtmilieu.
Pascha meldet Insolvenz an
Es ist eines der traditionsreichsten Bordelle der Welt und der größte Sexklub Europas: das Pascha in Köln. Nun ist Schluss – wegen Corona. Die laufenden Kosten für das zehnstöckige Haus mit 60 Angestellten wie Köchen, Friseuren, Handwerkern, Reinigungskräften, Elektrikern, Masseuren oder Sicherheitsleuten seien zu hoch gewesen, erklärte Pascha-Geschäftsführer Armin Lobscheid dem „Express„. So sehr zu hoch, dass man dazu gezwungen war, beim Amtsgericht Insolvenz anzumelden. Der Antrag wurde am Dienstag eingereicht.
Ein harter Schlag – insbesondere auch für die rund 120 Sexarbeiter, die als Selbstständige im Pascha beschäftigt waren. Lobscheid macht für die Schließung vor allem eine fehlgeleitete Corona-Politik verantwortlich: „Man hat uns alle 14 Tage auf weitere zwei Wochen vertröstet. So können wir nicht planen.“ Mithilfe der Banken hätte es möglich sein können, die Pleite abzuwenden. Allerdings wäre dafür eine Zusage notwendig gewesen, dass es Anfang nächsten Jahres wieder losgeht. Und da es die nicht gab, waren Bankenkredite keine Option.
Sexarbeiterinnen in argen Existenznöten
Die Insolvenz des Pascha ist das eine, die weitere Berufsausübung von Sexarbeiterinnen das andere – womöglich ein noch viel prekäreres – Thema. Denn: Seit Wochen steht das Sexgewerbe in ganz Deutschland coronabedingt still. Folglich können Prostituierte kein Geld verdienen. Einigen droht sogar die Obdachlosigkeit. Auch denjenigen, die zuvor im Pascha gearbeitet haben. Gegenüber dem „Express“ schildert Lobscheid die Situation von zwei Liebesdamen, die erst einmal noch in dem Hochhaus wohnen bleiben dürfen. „Sie wüssten sonst nicht, wo sie hinsollen. Man mag es nicht glauben, aber das Pascha war ein Stück weit ihr zu Hause.“
Und das ist keine Ausnahme, da viele Sexarbeiterinnen nicht nur im Bordell arbeiten, sondern auch dort wohnen. Einziger Ausweg ist oft die Illegalität. Bedeutet: Trotz pandemiebedingtem Berufsverbot wird gearbeitet – „allerdings in in der Anonymität und vorbei am Finanzamt“, so Lobscheid. Zwar sei das eine schlechte Nachricht, aber sie haben keine andere Wahl. Er verdeutlicht, welche Nachteile damit verbunden sind und wie schlimm es um die meisten Sexarbeiterinnen wirklich steht: „Sie genießen nun keinen Schutz mehr, sind ihren Zuhältern und auch Freiern hilflos ausgesetzt. Denn sie können ja schlecht zur Polizei, wenn etwas passiert.“
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Situation bald bessert. An der Insolvenz des Pascha würde das zwar nichts ändern, aber vielleicht ließe sich dann verhindern, dass Sexarbeiterinnen in Existenznöte geraten und anderen erotischen Etablissements ein ähnliches Schicksal widerfährt.