Ein Leben in Enthaltsamkeit kann langfristig negative Auswirkungen auf die Sexualität haben und ungesund sein. Bei Männern, die lange oder gar seit mehreren Jahren ohne einen Samenerguss leben, kann Sexentzug sowohl zu physischen als auch psychischen Symptomen führen. Welche Folgen hat ein abstinentes Dasein genau?
Kann ein Mann überhaupt enthaltsam sein?
Bereits in den 1940er Jahren wurde in dem vielfach aufgegriffenen Kinsey-Report, einem der aufwändigsten Projekte in der Geschichte der Sexualwissenschaft, statistisch belegt, dass sehr viele Männer masturbieren. In dem Fall waren es 92 % aller Teilnehmer.
Eine hohe Zahl, die bedingt durch die Biologie des Mannes zustande kommt. Denn für einen gesunden Körper, der rund 1500 Spermien pro Sekunde produziert, ist es unausweichlich, den Druck ablassen zu müssen. Daher masturbiert ein Mann auch durchschnittlich 13 mal im Monat, während er basierend auf Untersuchungen im gleichen Zeitraum nur rund 4,5 mal tatsächlich Geschlechtsverkehr hat.
Anhand dieser eindeutigen Zahlen kann man den Schluss ziehen, dass es für einen Mann nicht unbedingt einfach ist, ohne einen Samenerguss auszukommen, auch wenn er auf tatsächlichen Sex verzichten kann.
Was passiert, wenn man länger nicht masturbiert und keinen Sex hat?
Forscher fanden bei Untersuchungen mit 30.000 Probanden heraus, dass Männer, die sexuell abstinent sind, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Prostatakrebs zu erkranken. Männer, die 21 oder mehr Samenergüsse pro Monat hatten, wiesen ein um 31 bis 33 % geringeres Krankheitsrisiko auf.
Vielleicht trägt hierzu auch bei, dass laut einer weiteren Studie ca. 12 % der Spermien mit DNA-Schäden durch tägliches Hand anlegen aus der Prostata herausgespült werden. Doch die sexuelle Abstinenz hat nicht nur Nachteile.
In Analysen fanden chinesische Forscher 2003 heraus, dass während einer Phase der Sexlosigkeit von 2 bis 7 Tagen die Spermamenge sich um 37 % erhöht. Die sexuelle Enthaltsamkeit führt bei Männern sogar in dieser Zeit zu einem kurzfristigen Anstieg des Testosteronspiegels um 46 %. Allerdings kann es sich auf die Spermaqualität negativ auswirken, länger als eine Woche keinen Sex zu haben.
Ein Leben ohne Sexualität ist mit Blick auf Stressbewältigung ungesund
Was hilft am besten gegen Stress? – Richtg, Sex. Laut Forschern kann die schönste Nebensache der Welt viel mehr zur Gesundheit beitragen, als man zunächst vermutet.
In einer 2014 veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass während des Geschlechtsverkehrs Glückshormone freigesetzt werden, die Stress reduzieren, den Blutdruck senken und die Stimmung verbessern. Wenn hingegen auf Sex verzichtet wird, fehlt dem Körper ein Ventil zur Stressbewältigung, was zu angestauten Emotionen führen und sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
In einer weiteren Analyse aus dem Jahr 2015 heißt es, dass Paare, die längere Zeit keinen Sex hatten, eine ungesunde Beziehung führen. Denn die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs gilt in einer Partnerschaft oft als Indikator für das Liebesglück.
Sexentzug schwächt das Immunsystem
Was hilft gegen Erkältungsviren? Genau, ein Orgasmus! Denn laut einer Studie von 2004 stärkt die sexuelle Befriedigung unser Immunsystem. Die Wissenschaftler verglichen Speichelproben von Probanden, die mindestens einmal in der Woche Sex hatten, mit denen von sexuell enthaltsam lebenden Männern und Frauen. Dabei stellten sie bei den Teilnehmern, die längere Zeit keinen Sex hatten, eine wesentlich niedrigere Konzentration an Immunoglobulin A (lg-A) fest.
Eine Folge des Sexentzugs ist nämlich, dass der Mensch weniger Antikörper bildet, die eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Bakterien und Grippeviren spielen. Ein aktives Sexualleben fördert zudem laut Wissenschaftlern einer Studie aus 2013 das Zellwachstum im Gehirn und kann das Gedächtnis vor Krankheiten wie Demenz schützen. Wer also längere Zeit ohne Sex lebt, tut sich selbst keinen Gefallen.
Sexuelle Abstinenz lässt die Lust dauerhaft vergehen
Wer hat das noch nicht erlebt? Aus ein paar Tagen ohne Sex wird schnell mal eine Woche oder sogar ein Monat. Was passiert denn, wenn man länger keinen Sex hat? Allgemeinhin wird der Geschlechtsverkehr von unserem Gehirn mit einem positiven Gefühl verbunden. Bleibt nun durch den Entzug von Sex die damit verbundene Endorphin-Ausschüttung aus, wird auch die Verknüpfung im Gehirn schwächer.
Nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn!“ lässt das Verlangen nach und der daraus resultierende Sexmangel schadet sowohl dem Selbstwertgefühl des Mannes als auch der Frau. Es steigt die Sorge, dass durch die Zeit der sexuellen Abstinenz der Partner fremdgehen könnte. Was dagegen hilft, ist regelmäßiger Sex.
Was mit dem Penis passiert, wenn man lange keinen Samenerguss hat
Eine 2008 erschienene Studie zeigt, dass es bei Männern, die ohne Sex leben, zu einer nachlassenden Erektionsfähigkeit kommen kann, da der Penis-Schwellkörper ein Muskel ist, der trainiert werden muss. Männer, die ihre Sexualität nicht ausleben, könnten somit am sogenannten Witwer-Syndrom leiden. Grund hierfür ist die unregelmäßige Durchblutung des Geschlechtsorgans, was sich negativ auf die Standhaftigkeit auswirken kann.
Zu einem schmerzhaften Samenstau in der Folge des Sexentzugs kommt es beim Mann jedoch nicht. Der männliche Körper verfügt über zwei effektive Mechanismen, um während einer sexuellen Abstinenz Dampf abzulassen: Resorption und Pollution. Beim Ersteren werden die Spermien vom Körper einfach verstoffwechselt, während es bei der Pollution zu einer unkontrollierten nächtlichen Ejakulation kommt.
Führt sexuelle Enthaltsamkeit bei Frauen zu einer Vagina-Depression?
Was bei einer Frau so passieren kann, wenn sie lange enthaltsam lebt, ist änhlich wie beim Mann. Doch wie realistisch ist das Szenario einer Vagina-Depression, bei der sich die Scheidenwände bedingt durch Östrogenmangel zurückbilden?
Laut Prof. Gruber, einer Expertin, die zu diesem Thema auf Fitbook.de befragt wurde, tritt bei jungen Frauen so etwas sehr selten auf, ist jedoch in den Wechseljahren ein ernstes Thema. Hier nimmt die Produktion von Östrogen ab und somit wird weniger Scheidensekret gebildet. Die Scheidenwände verlieren auch in Folge dessen an Elastizität und es dauert länger mit dem feucht werden.
Eine junge Frau hingegen bildet auch ohne Sex genügend Sekret im Intimbereich. Sollte das Phänomen einer Vagina-Depression jedoch früher auftreten, könnte es krankhafte Ursachen haben und sollte untersucht werden.
Die Auswirkungen von Sexmangel können unterschiedlich ausfallen
Sexlosigkeit geht mit erhöhter Reizbarkeit, Angst und Depressionen einher. Der Sexentzug hat sowohl psychische als auch physische Folgen. Wie lange ein Mann enthaltsam sein kann, ist individuell. Was im Einzelnen passiert, wenn man lange nicht masturbiert oder lange ohne Sexualität gelebt hat, lässt sich nicht pauschalisieren.
Doch um negative Folgen einer sexuellen Abstinenz zu umgehen, ist es ratsam, immer mal Druck abzubauen. Auch wenn man zurzeit keine Partnerin hat, gibt es genügend Sexportale, auf denen Mann sich registrieren und passende Kontakte für Sexdates finden kann. Denn wer rastet, der rostet nicht nur, sondern wird auch krank.