Pornos im Staatsfernsehen? Geht es nach den Berliner „Jusos” (Jungsozialisten), sollte es genau das geben. Konkrete Forderung der SPD-Jugend: ARD und ZDF sollen Sex-Filme in ihre jeweilige Mediathek aufnehmen und die Rechte an diesen zuvor auf Gebührenzahlerkosten kaufen.
SPD-Jugend fordert Pornos in ARD- und ZDF-Mediathek von Gebührengeldern
Der eher als prüde und antiquiert geltende öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte schon in Kürze mit Inhalten konfrontiert werden, die so gar nicht zu diesem altbackenen Image passen. Grund ist eine Offensive der Jungsozialisten, dass ARD und ZDF in ihren Mediatheken künftig Sex-Filme zeigen sollen.
Eine pikante Forderung, die dadurch weiter verschärft wird, dass die Filmrechte an den Pornos zuvor von den Gebührengeldern (Rundfunkbeitrag) eingekauft werden sollen. Gegenwind scheint vorprogrammiert zu sein.
„Auf in die Pornozeit” – mit feministischen und antirassistischen Sex-Filmen
Dabei sollen ARD und ZDF aber keineswegs zu einem Pornhub 2.0 werden. Denn laut der Initiative der SPD-Jugend, im Rahmen derer ein vierseitiger Forderungskatalog mit der Überschrift „Auf in die Pornzeit” erstellt wurde, würden kostenlose Pornos bei den einschlägigen Anbietern im Internet „häufig sexistische und rassistische Stereotype” zeigen.
„Konsens ist in den pornographischen Videos kein Thema und sie alle erheben den ‚optimalen’ oder ‚fetischisierenden’ Körpertyp zum Standard. In diesen Filmen wirkt Sex eher wie eine Performance oder Leistungssport”, heißt es. Außerdem gehe aus derartigen Pornos meist nicht hervor, unter welchen Bedingungen die Darsteller ihren Job ausgeübt haben und wie alt sie seien.
Deshalb sollen ARD und ZDF lediglich „antirassistische und feministische” Sex-Streifen in ihr Portfolio aufnehmen. Für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten würde das bedeuten, dass sie hinsichtlich dieser Kriterien prüfen und eine Vorauswahl treffen.
Diese Aspekte müssen die von den Jusos geforderten Sex-Filme beinhalten
Damit Pornos als feministisch und antirassistisch gelten, müssen sie bestimmen Kriterien unbedingt erfüllen.
Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Filme divers sind, also die Vielfalt an Menschen abbilden. Das betrifft die Geschlechter, ethnische Herkunft, Körperformen, Sexualität und Sexualpraktiken. Eine Bewertung hinsichtlich dieses Aspekts soll aber nicht nur mit Berücksichtigung der Darsteller, sondern auch der Regisseure und Produzenten erfolgen.
Des Weiteren soll die Lust aller Beteiligter realistisch dargestellt werden und statt still den Akt zu vollziehen, muss miteinander geredet werden, um zu einem Konsens zu gelangen. „Safer-Sex” und gerechte Arbeitsbedingungen sind ebenfalls Voraussetzung.
Normalerweise finden vor allem feministische Sex-Filme viel zu wenig Berücksichtigung, da die Pornoindustie oft zu sehr auf das männliche Publikum abzielt. Die Darstellung von Frauen sei oft die eines unterdrückten, willenlosen Sexobjekts, nicht die eines gleichberechtigten Partners.
Deshalb meinen die Berliner Jusos: „Da vor allem im Internet kostenlose Pornografie konsumiert wird, muss auch feministischer Porno gebührenfrei, dauerhaft und niedrigschwellig verfügbar sein.”